Der Judasbrief und der 2.Petrusbrief hängen ähnlich mit einander zusammen wie der Kolosser- und der Epheserbrief, d.h. der Verfasser des II.Petrusbriefes hat den Judasbrief gekannt und benutzt. Dieser warnt vor Irrlehrern, deren Lehren sittliche Verwilderung bewirken. Ob mit den Irrlehrern Gnostiker gemeint sind, ist die Frage. Ihnen und denen, die ihnen folgen, droht das Endgericht mit ewiger Verdammnis.
Der Verfasser bedient sich in Vers 6.9.14 gewisser Vorstellungen, die in der jüdischen Apokalyptik eine Rolle spielen. Er scheint auch die Verehrung der Engel zu empfehlen ( Vers 8, anders Kol 2,18). Judas als fiktiver Verfasser wird als Bruder des Jakobus bezeichnet. Damit kann nicht der Jünger, der Zebedäussohn gemeint sein, sondern nur der Bruder des Herrn. Demnach will dieser Brief von einem Bruder Jesu geschrieben sein.
Eigenartigerweise wird das aber nicht angeführt. War Jesus in der damaligen Vorstellung dem Menschlichen schon so weit entrückt, daß man das nicht anzugeben wagte?
Der II.Petrusbrief, der mit dem I.Petrusbrief nichts zu tun hat übernimmt die Irrlehrer-Polemik des Judasbriefes zugleich mit dessen Hinweisen auf das jüngste Gericht. Im Unterschied zu seiner Vorlage geht es ihm gerade darum. Er setzt sich nämlich mit der Parusieverzögerung auseinander. Offensichtlich hat es viele oder wenigstens manche Christen beunruhigt, daß der Herr noch immer nicht wiedergekommen ist. Dagegen werden verschiede Argumente angeführt, u.a. das Auftreten der Irrlehrer als Kennzeichen der Endzeit, so übrigens auch I.Joh 2,18.
Die Anspielungen auf die jüdische Apokalyptik, die der Verfasser im Judasbrief fand, übernahm er nicht. Zu seiner Zeit, als sich eine Vorstellung vom Kanon zu bilden begann, war die Berufung auf diese Literatur schon nicht mehr opportun. Der II.Petrusbrief als wahrscheinlich jüngste der kanonische Schriften dürfte um 150 geschrieben worden sein.