Das so genannte chronistische Geschichtswerk. Unter diesem Namen werden seit längerer Zeit die beiden Chronikbücher sowie Esra und Nehemia zusammengefaßt. Der jüdische Exeget Leopold Zunz bestritt 1832 die bis dahin allgemein angenommene Verfasserschaft Esras für die Bücher Esra-Nehemia und behauptete für diese beiden Bücher denselben Verfasser wie für die beiden Chronikbücher. Ob nun eine Einzelperson der Verfasser war oder ob es mehrere waren, die gemeinsam alle vier Bücher verfaßt haben, war nicht wesentlich für die 150 Jahre nach Zunz allgemein geltende Annahme, daß die vier Bücher eine einheitliche Verfasserschaft haben. Davon ist die Forschung allgemein aber in den letzten Jahrzehnten abgerückt, weil genauere Untersuchungen gewichtige Unterschiede ans Licht gebracht haben.
Ehe wir uns dieser Sache zuwenden, müssen aber einige unterschiedliche Bezeichnungen für die Bücher Esra und Nehemia geklärt werden. Die beiden Bücher, die wir als Esra und Nehemia bezeichnen, sind in LXX ein Buch, und zwar unter dem Namen II.Esra. In der Vulgata sind es – wie in der hebräischen Bibel und in unseren Bibelausgaben – zwei Bücher, aber unter dem Namen I. und II. Esra. Die LXX haben darüberhinaus noch ein I.Buch Esra. Das enthält die letzten beiden Kapitel von II.Chr, Esr 1-10 sowie Neh 7,72- 8,13a. In der Vulgata, wo dieses Buch in einem Anhang steht, heißt es III.Esra. Es ist in unseren Bibeln nicht enthalten, weil es lauter Stücke enthält, die ohnehin in II.Chr, Esr und Neh zu finden sind. Es gibt auch ein IV.Buch Esra. Das ist eine Apokalypse vom Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr.. Sie steht hinter dem III.Buch Esra im Anhang der Vulgata.