Diese Theorie, auch neuere Urkunden-Hypothese genannt, geht letzten Endes auf den Hildesheimer Pastor Henning Bernhard Witter zurück, der beobachtet hatte, daß im Pentateuch der Gottesname Jahwe mit dem Wort Elohim für „Gott“ wechselt. 1711 veröffentlichte er seine Theorie, wonach der Pentateuch aus zwei Quellen zusammengesetzt sei, von denen die eine den Gottesnamen Jahwe benutzte, während die andere nicht den Namen Gottes, sondern das hebräische Wort für „Gott“, nämlich Elohim verwendet. Danach wurden sie beiden Quellen der „Jahwist“ und der „Elohist“ genannt. Auf dieser Basis, die im Einzelnen vielfach korrigiert wurde, forschte man weiter.
Julius Wellhausen fand vor 125 Jahren innerhalb des Pentateuchs eine vorwiegend kultgesetzliche Quelle, die Priesterschrift, und bemerkte auch, daß das V.Buch Mose, das Deuteronomium, den Platz einer vierten Quelle beanspruchen konnte. Wir haben in den beiden ersten Kapiteln des I.Buches Mose zwei Schöpfungsberichte. I.Mose 1,1-2,4a (Buchstaben bezeichnen Versteile) gehört zur Priesterschrift, während man die Fortsetzung bis 5,24 dem Jahwisten zuschrieb. Dann folgt im 5. Kapitel eine Abstammungstafel, ein sog. Toledoth-Buch. Toledoth-Bücher werden allgemein als Bestandteile der Priesterschrift angesehen. Der Elohist kommt erst I.Mose 15 zu Wort. Durch die ersten vier Bücher Mose verfolgte man die drei Quellen. Ob sie aber auch darüber hinausgehen, etwa auch im Buch Josua, so daß ein „Hexateuch“ war strittig. Auch über das Zusammenwachsen der Quellen gab es unterschiedliche Meinungen.
Julius Wellhausen setzte voraus, daß zunächst Jahwist und Elohist zusammengearbeitet worden seien. Das Ergebnis nannte er dann „Jehovist“. Martin Noth hat vor 60 Jahren die Priesterschrift als maßgeblich angenommen, in die dann die beiden anderen Quellen eingearbeitet worden seien. Dabei wären diese beiden anderen nicht vollständig, sondern nur soweit sie sich der Priesterschrift fügten übernommen worden. Jedenfalls wurden auf der Grundlage der neueren Urkunden-Hypothese verschiedene weitere Theorien entwickelt. Man sah sich genötigt, an diesen Quellen verschiedene Hände am Werk zu sehen, so daß innerhalb dieser Quellen noch differenziert wurde, von dem einen so, von dem andern wieder anders. Otto Eisfeldt nahm noch eine weitere Quelle an, die vor dem Jahwisten verfaßt worden sein müsste usw. Man gelangte hinter den Quellen zu den sog. kleinsten Einheiten, nämlich Einzelgeschichten und Liedern der mündlichen. Das Prinzip der Vier-Quellen-Theorie blieb aber der Ausgangspunkt der Forschung ziemlich unangefochten bis vor etwa 25 bis 30 Jahren. Ein Teil der Alttestamentler vertritt sie bis heute.
Ein großer Teil der Fachwelt, vielleicht die Mehrheit, hat sich aber auf andere Wege begeben. Denn die immer weiter gehende Unterteilung der Quellen einer -, ihre Ausweitung auf die ganzen vorderen Propheten andererseits haben zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt.