Einleitung
Diese Schrift ist offensichtlich sehr überlegt durchkomponiert nach dem Schema Unheil – Heil. Dabei kann man allerdings sowohl zu einer Dreiteilung[01] wie auch zu einer Vierteilung[02] gelangen. Die Dreiteilung sieht so aus: 1,2 – 2,11; 2,12 – 13: 3,1 – 12; 4,1 – 5,14; 6,1 – 7,7; 7,8 – 20. Dem gegenüber ist die Vierteilung so: 1,2 – 2,13; 3,1 – 4,8; 4,9 – 5,14; 6,1 – 7,20. Welche der beiden Kompositionen die Redaktion auch beabsichtigt haben mag, auf Micha selbst ist sie nicht zurückzuführen. Eigene Worte Michas sind mit Sicherheit nur in den ersten drei Kapiteln zu finden, aber auch in diesen Kapiteln finden sich Ergänzungen von verschiedenen Händen. Auf Micha selbst wird man nur 1,6. 7b – 13a. 14 – 16; 2,1 – 4.6 – 11; 3,1 – 12 zurückführen können[03]. Die verschiedenen Stücke der Kapitel 4 bis 7 sind Fortschreibungen verschiedener Urheber und stammen aus unterschiedlichen Zeiten.
Michas Heimat war die Kleinstadt Moreschet Gat, südwestlich von Jerusalem gelegen. Gewirkt hat er laut 1,1 unter den Königen Jotam, Ahas und Hiskia, also in dem Zeitraum von 739 bis 699, also in der Zeit, in welcher die Assyrer Samaria erobert und große Teile der Bevölkerung des Nordreiches Israel verschleppt haben (722 v. Chr), in der aber auch Jerusalem von den Assyrern bedroht wurde (702 v. Chr.). Er ist also ein Zweitgenosse von Hosea und Jesaja. Im Unterschied zu Letzterem war er Landbewohner, hielt sich aber zeitweise in Jerusalem auf. Keiner der beiden nimmt aber in seinen Reden auf den jeweils anderen Bezug. Doch Jer 26,17 bis 19 bezieht sich aber auf Mi 3,12, wobei allerdings zu bemerken ist, dass die Jeremia-Stelle nicht über jede Kritik erhaben ist. Immerhin ist eindeutig: Micha hat im Unterschied zu Jesaja die Zerstörung der Stadt angekündigt. Im Jahre 702 konnte sie aber der Belagerung standhalten. Erst 116 Jahre später fiel sie den Belagerern zum Opfer, aber nun nicht den Assyrern, sondern den Babyloniern.
Für das Unheil, welches Micha ankündigt, gibt er einen entscheidenden Grund an: Die führenden Leute in Juda haben das Gottesrecht mit Füßen getreten, indem sie die Armen unterdrückten, den Bauern ihr bisschen Land wegnahmen usw.. Es ist nicht nur eine soziale Anklage, sondern schlimmer Verstoß gegen den Willen Gottes. Gott hat das Recht gesetzt, das den Geringen vor dem Zugriff der Reichen und Mächtigen schützt. Aber gerade diejenigen, die im Volk dieses Gottes, der das recht gesetzt hat, die Macht ausüben, treten das Gottesrecht mit Füßen. Die Einheit von Gottesrecht und Menschenrecht wird von den Mächtigen zerstört. Deshalb wird Jerusalem zerstört werden. Michas Kritik bewegt sich also auf der gleichen Linie wie diejenige des Amos an den Zuständen im Nordreich, und auch Amos sieht die Katastrophe als Folge der Verletzung des Gottesrechtes voraus.
Übersetzung
Ausgangstext der Übersetzung ist die Biblia Hebraica Quinta Band 13, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 2010
1.Kapitel
(1) Wort Jahwes, das an Micha[04] aus Moreschet erging in den Tagen von Jotam[05], Achas, Jechisqija, der Könige von Jehuda, das er schaute gegen Schomron[06] und Jeruschalajim.
(2) Hört, alle Völker, merke auf, Land, und was darin ist!
Der Herr Jahwe wird unter euch zum Zeugen werden, der Herr von seinem heiligen Tempel.
(3)Denn sieh, Jahwe kommt aus seiner heiligen Stätte;
und er steigt herab und tritt auf die Höhen des Landes[07].
(4) Und die Berge zerfließen unter ihm, und die Täler spalten sich;
wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser werden sie am Abhang hin gegossen.
(5) Dies alles wegen Jaaqobs Übertretung und wegen der Sünden des Hauses Jisrael;
wer ist Jaaqobs Sünde? Ist es[08] nicht Schomron[09]?
Und was sind Jehudas Höhen[10]? Ist es nicht Jeruschalajim?
(6) Und ich mache Schomron zu einem Trümmerhaufen im Felde[11], das Feld zur Pflanzung eines Weinbergs;
und ich schütte seine Steine zum Tal und lege seinen Grund bloß.
(7) Und alle Götterbilder werden zerschlagen, und alle ihre Geschenke werden mit Feuer verbrannt,
und alle ihre Götzenbilder werden zum Trümmerhaufen gemacht;
Denn als Geschenk einer Dirne[12] hat sie (sie) zusammengebracht, und als Geschenk einer Dirne werden sie zurückkehren.
(8) Darüber will ich klagen und heulen, ich will barfuss und nackt gehen;
ich will Klage halten wie die Schakale und Trauer wie die Jungen des Straußes.
(9) Denn heillos sind ihre Schläge;
Denn es kommt zu Jehuda, er schlägt bis an das Tor meines Volkes, bis Jeruschalajim.
[13](10) In Gat[14] sollt ihr es nicht berichten, weinen sollt ihr nicht!
Im Hause von Afra wälzt euch im Staube[15]!
(11) Zieht vorüber, Einwohnerschaft von Schafir, Stadt der Schande;
kommt nicht heraus, Einwohnerschaft von Zaanan, Klage von Beth-Haezel[16],
es nimmt seine Bleibe von euch.
(12) Denn die Einwohnerschaft von Maroth wartet[17] auf das Gute;
denn das Übel steigt von Jahwe herab zum Tor von Jeruschalajim.
(13) Schirre den Wagen an das Ross, Einwohnerschaft von Lachisch!
Anfang der Sünde ist sie[18] für die Tochter Zion,
denn in dir wurden die Verfehlungen Jisraels gefunden.
(14) Deshalb werdet ihr[19] eine Abschiedsgabe geben für Moreschet-Gath;
Töchter[20] von Achsib[21] als Trug für Jisraels Könige.
(15) Noch kommt der Besitzer zu dir, Einwohnerschaft von Marescha;
bis Adullam kommt Jisraels Herrlichkeit.
(16) Schere dich kahl, Stadt wegen der Söhne deiner Wonne;
schere dich breit wie ein Geier[22], denn sie werden von dir weggeschleppt werden.”
2. Kapitel
(1) Weh denen, die Übles und Untat[23] planen auf ihrem Lager;
im Licht des Morgens führen sie es aus, denn es ist für die Kraft ihrer Hand.
(2) Sie begehren Felder und rauben und Häuser und nehmen weg[24];
Sie bedrängen einen Mann und sein Haus, einen Mann und sein Erbe.
(3)Deshalb spricht Jahwe so: „ Sieh, ich plane Böses gegen diese Sippe, von dem ihr eure Hälse nicht entfernen werdet, und ihr werdet nicht aufrecht gehen, denn es ist eine böse Zeit[25].
(4) An diesem Tage trifft euch ein Spottlied, und ein Klagelied wird klagen,
es spricht: Vergewaltigt wird der Vergewaltiger, der Besitz meines Volkes wird vertauscht;
wie entfernte es sich mir? Um zu vergelten, verteilt er unsere Felder.
(5)Deshalb wird es von euch[26] keinen geben, der den Strick wirft[27] für den Losanteil[28]; in Jahwes Gemeinde.”
(4) „Ihr sollt nicht verkünden[29]”, verkünden sie[30];
„man verkündet nicht derartig, die Scheltreden[31] treffen uns nicht.
(7)Darf das vom Hause Jaaqob gesagt werden?
Ist Jahwes Geist unruhig geworden, wenn dies seine Taten sind?
Sind seine Worte nicht gut mit dem, der rechtschaffen wandelt?”
(8) Im Gegenteil: mein Volk stellt sich als Feind auf[32]
vor mir lasst ihr den Mantel ausziehen;
den sicher Durchreisenden, die aus dem Krieg zurückkehren.
(9) Frauen meines Volkes vertreibt ihr aus dem Hause ihres Wohlbefindens;
ihren Kindern nehmt ihr meine Ehre für immer.
(10) Steht auf und geht, denn dies ist kein Ruheplatz;
wegen der Sünde wirst du verderben[33], und Verderben ist schmerzlich.
(11) Wenn einer kommt, der Wind und Trug lügt:
„Ich predige dir Wein und Rauschtrank,”
dann ist er ein Prediger dieses Volkes.
(12) Ich sammele Jaaqob bestimmt, dich ganz[34], ich versammele wahrhaftig Jisraels Rest,
zusammen setze ich sie wie Kleinvieh in einen Pferch;
wie eine Herde[35] wird es inmitten der Trift von Menschen lärmen.
(13) Der Durchbrecher zieht vor ihnen hinauf, sie brechen durch und gehen durch das Tor und ziehen hinaus;
Vor ihnen zieht ihr König, und Jahwe an ihrer Spitze[36] .
3. Kapitel
(1) Und er spricht: Hört doch, Häupter Jaaqobs und Anführer des Hauses Jisrael!
Ist nicht für euch das Recht zu erkennen?[37]
(2) Die das Gute hassen und das Böse lieben;
Welche die Haut von ihnen rauben und das Fleisch von ihren Knochen.
(3) Und die das Fleisch meines Volkes fressen[38] und die Haut von ihnen rauben lassen
und ihre Knochen zerschlagen;
und sie breiten es aus wie in einem Topf und wie Fleisch mitten im Kessel.
(4) Dann werdet ihr zu Jahwe schreien, und er wird nicht antworten[39];
und er wird sein Angesicht vor ihnen verbergen zu dieser Zeit,
wie ihre Taten schlimm waren.
(5) So spricht Jahwe gegen die Gottessprecher, die mein Volk in die Irre führen;
die auf ihre Zähne beißen und sprechen: „Friede”,
und dem, der ihnen nichts in den Mund getan hat, gegen den heiligen sie einen Krieg.
(6) Deshalb gibt es für euch Nacht statt Gesicht und Finsternis statt Befragen des Orakels. ;
und es kommt die Sonne über die Gottessprecher, und der Tag trübt sich über ihnen.
(7) Und zuschanden werden die Seher, und beschämt werden die Orakelbefrager, und sie alle verhüllen den Schurrbart;
denn es gibt keine Antwort Gottes[40].
(8) Dagegen bin ich[41] von Kraft mit Jahwes Geist erfüllt und Recht und Stärke,
um Jaaqob seine Verfehlung zu verkünden und Jisrael seine Sünde[42].
(9) Hört doch dies, Häupter des Hauses Jaaqobs und Anführer des Hauses Jisrael;
die das Recht verabscheuen und alles Gerade verdrehen.
(10) Die Zion mit Blut bauen und Jerusalem mir Untat[43].
(11) Ihre Häupter sprechen Recht mit Geschenken und ihre Priester lehren für einen Kaufpreis,
und ihre Gottessprecher weissagen für Silber;
und auf Jahwe stützen sie sich mit den Worten:
„Ist nicht Jahwe in unserer Mitte, nichts Böses kann über uns kommen.[44]”
(12) Deshalb wird um euretwillen Zion als ein Feld gepflügt werden;
und Jeruschalajim wird zu Trümmern werden, und der Berg des Hauses zu einer Anhöhe mit Gestrüpp[45].
4. Kapitel
[46](1) Und es wird in den späteren Tagen geschehen: es wird der Berg des Hauses Jahwes sein,
gegründet auf der Spitze der Berge, und er wird sich über die Höhen erheben;
und Völker werden auf ihn strömen.
(2) Und viele Völker werden kommen und sagen:
„Geht, und wir steigen auf den Berg Jahwes und in das Haus des Gottes Jaaqobs,
und er wird uns von seinen Wegen lehren, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln;
denn von Zion geht das Gesetz aus und Jahwes Wort von Jeruschalajim[47].
(3) Und er wird zwischen vielen Völkern richten, und er wird für starke Völker Entscheidungen treffen bis fern[48];
sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen zerschlagen und ihre Speere zu Winzermessern[49],
kein Volk wird gegen ein Volk ein Schwert erheben, und sie werden nicht lernen, Krieg zu führen.
(4)[50]Und jeder wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und es gibt keinen, der aufschreckt;
denn der Mund Jahwes der Heerscharen hat geredet,
(5) Denn alle Völker werden kommen, jedes im Namen seines Gottes;
und wir werden kommen im Namen unseres Gottes Jahwe für immer.
(6) An diesem Tage, Spruch Jahwes, sammele ich die Lahmen[51] und die Versprengten versammele ich[52];
und diejenigen, denen ich Böses zugefügt habe.
(7) Und das Lahme mache ich zum Rest und das Versprengte zum starken Volk;
und Jahwe wird über sie herrschen auf dem Berg Zion von jetzt an und bis in Ewigkeit.
(8) Und du, Herdenturm, Hügel der Tochter Zion, zu dir soll gelangen;
Und kommen die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jeruschalajim.
(9)Jetzt, warum schreist[53] du heftig?
Ist nicht der König bei dir oder ist dein Berater zugrunde gegangen,
dass dich Wehen ergriffen haben, wie eine Kreißende?
(10) Bebe und brich hervor wie eine Gebärende, Tochter Zion;
Denn jetzt mußt du aus der Stadt hinausgehen und du wirst auf dem Felde wohnen,
und du kommst nach Babel, dort wirst du gerettet werden,
dort wird dich Jahwe erlösen aus der Hand deiner Feinde.
(11) Und jetzt versammeln sich viele Völker gegen dich;
die sagen: „Du wirst entweiht, und unsere Augen haben sich an Zion geweidet.”
(12) Sie kennen die Gedanken Jahwes nicht und verstehen seinen Plan nicht;
denn er sammelt sie wie Garben auf der Tenne.
(13) Steh auf und drisch, Tochter Zion, denn ich mache dein Horn zu Eisen,
und deine Hufe mache ich zu Bronze und um die vielen Völker zu zermalmen;
und ihren Gewinn weihe ich Jahwe und ihre Macht dem Herrn der ganzen Erde[54] .
(14) Und jetzt mach Ritzungen, Tochter eines Raubzuges, die ein Bollwerk gegen
uns errichtet hat;
mit einem Stock schlagen sie auf die Kinnbacken den Richter Jisraels.
5. Kapitel
(1) Und du Beth-Lechem[55], klein unter den Tausendschaften Jehudas,
aus dir wird mir kommen der in Jisrael herrschen wird;
und seine Herkunft ist aus der Vorzeit und von Tagen der Ewigkeit.
(2) Deshalb wird er sie hingeben bis zu der Zeit, da eine Gebärende geboren hat[56];
und der Rest seiner Brüder zu den Söhnen Jisraels zurückkehrt[57].
(3) Und er wir stehen und mit der Kraft Jahwes weiden[58], in der Hoheit des Namens seines Gottes Jahwe;
und sie werden wohnen, denn jetzt wird er groß sein bis zu den Enden der Erde.
(4) Und er wird der vom Frieden sein[59];
Wenn Aschur in unser Land kommt und wenn es unsere Paläste betritt,
und wir werden sieben Hirten aufstellen und acht menschliche Fürsten.
(5) Und sie werden das Land Aschur mit dem Schwert weiden und das Land Nimrods mit dem geöffneten[60];
und er rettet vor Aschur, wenn er in unser Land kommt und wenn er unser Gebiet betritt.
(6) Und der Rest Jaaqobs wird inmitten vieler Völker sein,
wie Tau[61] von Jahwe, wie ein Regenschauer auf das Kraut;
die auf keinen warten und nicht auf die Söhne der Menschen warten.
(7) Und der Rest Jaaqobs wird unter den Völkern sein inmitten vieler Völker
wie ein Adler unter den wilden Tieren, wie ein Junglöwe in einer Herde von Kleinvieh;
der, wenn er hinkommt, zertritt und zerreißt, und es gibt keinen Retter.
(8) Du wirst dein Hand gegen deine Bedränger erheben, und alle deine Feinde werden vernichtet.
(9) Und an diesem Tage wird es geschehen, Spruch Jahwes,
und ich werde deine Pferde aus deiner Mitte entfernen[62];
und deine Wagen lasse ich zugrunde richten.
(10) Ich beseitige die Städte deines Landes; und ich schleife alle deine Festungen.
(11) Und ich reiße die Zaubereien aus deiner Hand; und Zauberer wird es bei dir nicht geben.
[63](12) Und ich entferne deine Götzenbilder und deine Denksteine aus deiner Mitte;
und du wirst die Werke deiner Hände nicht mehr anbeten
(13) Und deine Ascheren treibe ich aus deiner Mitte; und ich verwüste deine Städte[64].
(14) Und ich handle im Zorn und in der Glut der Rache an den Völkern;
welche nicht hören.”
6. Kapitel
(1) Hört doch das, was Jahwe sagt:
„Steh auf, streite vor den Bergen[65], lass die Höhen deine Stimme hören!
(2) Hört, Berge, den Streit Jahwes, und feste Fundamente der Erde;
Denn es ist ein Streit Jahwes mit seinem Volk, und mit Jisrael setzt er sich auseinander.
(3) Mein Volk, was habe ich dir getan[66] und womit habe ich dich ermüdet? Antworte mir!
(4) Denn ich habe dich heraufgeführt aus dem Lande Mizrajim, und aus dem Hause der Sklaven habe ich dich losgekauft;
und ich habe vor dir her gesandt Mosche, Aharon und Mirjam[67].
(5) Mein Volk, erinnere dich doch daran, was Balaq, der König von Moab geplant hatte,
und was ihm Bileam ben Beor geantwortet hat[68];
von Schittim[69] bis Gilgal[70], zur Erkenntnis der Rechtstaten Jahwes.”
(6) Womit soll ich Jahwe begegnen, mich beugen vordem Gott der Höhe?
Begegne ich ihm mit Brandopfern[71], mit einjährigen Kälbern?
(7) Gefallen ihm Tausende von Widdern und Zehtausende von Strömen Öls;
Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Verfehlung geben, die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele?
(8) Angesagt wurde dir, Mensch, was gut ist;
Und was Jahwe bei dir sucht:
Nichts als Tun des Rechtes und Liebe zur Barmherzigkeit,
Und behutsam mit deinem Gott zu gehen[72].
(9)Eine Stimme Jahwes ruft der Stadt, Klugheit ist, deinen Namen zu fürchten;[73]
Hört, Stamm, und wer es entscheidet[74].[75]
(10) Kann ich noch vergessen[76] das Haus des Gottlosen, den Vorrat an Schuld und ein dürftiges verwünschtes [77]Efa?[78]
(11) Kann ich rein erklären bei unrechter Waage[79]; und bei einem Beutel mit Steinen des Truges[80]
(12) Deren Reichtum voll Gewalttat ist, und ihre Bewohner reden Lüge;
und ihre Zunge ist Trug in ihrem Munde.
(13) Und auch ich fange an[81], dich zu schlagen; sie zu verwüsten wegen deiner Sünden.
(14) Du wirst essen und nicht satt werden, und es wird finster werden[82] in deiner Mitte;
und du wirst fortschaffen[83] und nicht retten, und die du rettest, die übergebe ich dem Schwert.
(15) Du wirst säen und nicht ernten;
du wirst Öl treten und dich nicht mit Öl salben,
und Most und nicht Wein trinken[84].
(16) Du hast die Satzungen Omris bewahrt und alle Taten des Hauses Achab[85],
und du wandelst nach ihren Plänen;
damit ich dich zum Entsetzen dahin gebe und ihre Bewohner zum Anpfeifen,
und die Schmähung aller Völker sollst du tragen.
7. Kapitel
(1) Weh mir, denn ich bin wie beim Einsammeln der Sommerfrüchte, wie bei der Nachlese der
Trauben;
Es gibt keine Traube zu essen, Erstlinge begehrt meine Seele.
(2) Beseitigt ist der Fromme aus dem Lande, und einen Rechtschaffenen gibt es nicht unter den
Menschen[86];
Sie alle lauern auf Blut, jeder jagt seinen Bruder mit einem Netz[87].
(3) Für das Böse sind ihre Hände gut, der Fürst fordert, und der Richter mit Bestechung;
der Große spricht die Gier seiner Seele aus und er verdreht es[88] .
(4) Ihr Gutes ist wie ein Nachtschatten, Rechtschaffenheit wie eine Dornenhecke;
ein Tag deiner Späher, deiner Heimsuchung wird kommen, jetzt geschieht Verwirrung.
[89](5) Verlass dich nicht auf den Nächsten, traue nicht einem Anführer;
vor der, die an deinem Busen liegt bewahre die Pforten deines Mundes.
(6) Denn ein Sohn behandelt den Vater verächtlich, eine Tochter steht auf gegen ihre Mutter, eine
Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter;
Feinde eines jeden sind die Männer seines Hauses[90].
(7) Und ich verlasse mich auf Jahwe, ich erwarte den Gott meiner Rettung;
mein Gott erhört mich.
(8) Du sollst dich nicht über mich freuen, meine Feindin[91], denn bin ich gefallen, stehe ich auf;
wenn ich in der Finsternis wohne, so ist Jahwe Licht[92] für mich.
(9) Ich ertrage Jahwes Zorn, denn ich habe gegen ihn gesündigt[93];
bis er meinen Rechtsstreit führt und er mein Recht vollzieht,
er wird mich zum Licht herausführen, ich werde seine Gerechtigkeit sehen.
(10) Und meine Feindin wird sehen, und Schande wird sie bedecken, die zu mir gesagt hat:
„Wo ist dein Gott Jahwe?[94]”
Meine Augen werden sich an ihr weiden, jetzt wird sie zum Zertretenen wie Straßenschlamm.
(11) Ein Tag, um deine Mauern zu bauen, dieser Tag drängt sehr[95].
(12) Dieser Tag, und er kommt zu dir, und bis[96] Mizrajim[97];
und von Mizrajim[98] bis zum Strom[99], und von Meer zu Meer und Berg zu Berg.
(13) Und das Land wird zur Einöde werden wegen seiner Bewohner: wegen der Früchte ihrer Taten.
(14) Weide dein Volk[100] mit deinem Stabe, das Kleinvieh deines Erbes,
die abgesondert bewohnen einen Wald inmitten eines Baumgartens;
sie sollen in Baschan und Gilead[101] weiden wie in den Tagen der Urzeit.
(15) Wie in den tagen, als du aus Mizrajim auszogst; lass uns Wunder sehen!
(16) Völker werden schauen und werden beschämt werden, vor all ihrer Macht;
Sie werden eine Hand auf den Mund legen, ihre Ohren werden taub werden.
(17) Sie werden Staub verzehren wie eine Schlange[102], wie die auf der Erde kriechen, heraus zittern
werden sie aus ihren Bollwerken;
zu unserm Gott Jahwe, und sie erschrecken, und sie fürchten sich.
(18)Wer ist ein Gott wie du, der Schuld erträgt und Verfehlung übergeht
für den Rest seines Erbes;
der seinen Zorn nicht für immer festhält, weil er Gefallen hat an Gnade?[103]
(19) Er kehrt um , er tritt unsere Verschuldungen nieder
und du wirfst sie alle in die Tiefen des Meeres.
(20) Jaaqob erwiesest du Treue, Abraham[104] Gnade;
die du unseren Vätern in frühen Tagen geschworen hast[105].
[01] Wilhelm Rudolph, Micha – Nahum – Habakuk – Zephania, Gütersloh 1975 (KAT) Seite 24
[02] Erich Zenger, Einleitung in das Alte Testament,4. Auflage, Stuttgart 2001, Seite 504 bis 506. Zenger bespricht aber auch die Dreiteilung
[03] So Hans Walter Wolff, BK 1982
[04] V: Jer 26,18
[05] V: Jes 1,1
[06] E: Samaria
[07] V: Am 4,13
[08] V: Jer 23,13 – 14
[09] E: Samaria
[10] T: Nach einer Konjektur, die nur eine kleine Änderung bedeutet, kann man auch lesen „Jehudas Tod“
[11] V: I.Kön 16,24; Hos 14,1
[12] V: Hos 2,7. 14
[13] Ü: Von hier an bis Vers 16 wird mit hebräischen Wortspielen gearbeitet, die in der Übersetzung nicht wiederzugeben sind. Der Text ist in diesen Versen außerdem sehr gestört, so dass man auch mit Konjekturen den Sinn nur annähernd erfassen kann
[14] V: II.Sam 1,20
[15] T: Der hebräische Text lautet: „Staub werde ich wälzen“, was kaum zu verstehen ist. Deshalb folgt die Übersetzung einer Konjektur
[16] Ü: Oder: „Beth-Haezel ist Klage“
[17] T: Der hebräische Text liest hlx (krank sein), was keinen Sinn ergibt, aber im Blick auf die griechischen Übersetzungen kann man für hlx konjizieren lxy (erwarten)
[18] E: nämlich die Einwohnerschaft von Lachisch
[19] T: Der hebräische Text bietet yntt(du wirst mich geben), aber es ergibt einen besseren Sinn, wenn man dasy durch w ersetzt, so dass sich wntt ergibt (ihr werdet geben)
[20] T: Eine kleine Änderung der Vokalisation ergibt „Häuser“ statt „Töchter“
[21] E: Gemeint ist das Achsib in Juda, nicht an den gleichnamigen Ort im Norden
[22] Ü: Dieser Halbzeile ist kein rechter Sinn abzugewinnen. Das Kahlscheren wegen der Trauer ist begreiflich, fraglich aber, was der Geier in diesem Zusammenhang zu suchen hat
[23] V: Ps 36,5
[24] V: Ex 20,17; Dt 5,21; Spr 24,15; Jes 5,8
[25] V: Am 5,13
[26] E: Von den Landräubern
[27] E: Der die Messschnur ausspannt, mit der die Felder vermessen werden
[28] E: Der Anteil an dem Land, der jedem gegeben wird, wobei aber die bisherigen Landräuber nichts bekommen, wenn die Fremden das Land erobern werden
[29] Ü: Das Wort, das hier und gleich danach steht pjn (im Hiphil) bedeutet normalerweise „tropfen lassen“, hat aber Hes 21,2.7; Am 7,15 die gleiche Bedeutung wie abn („als Gottessprecher auftreten), so auch hier
[30] V: Am 7,16
[31] T: Diese Bedeutung ergibt sich, wenn man statt des hier nicht passenden goy das genauso klingende gsy liest
[32] T: Der hebräische Text ist sehr gestört. Die Übersetzung folgt LXX
[33] Ü: Möglich ist auch: „bist du verdorben“
[34] V: Jer 31,10
[35] V: Hes 36,7
[36] V: Jes 52,12
[37] V: Jer 5,5
[38] V: Ps 14,4
[39] V: Jes 59,2; Hes 8,18; Spr 1,28
[40] V: Am 8,12
[41] E: Micha, nicht Jahwe
[42] V: Jes 58,1
[43] V: Hab 2,12
[44] V: Jer 7,4
[45] V: Jer 9,10; 26,18; Ps 79,1
[46] V: Zu Vers 1 bis 3: Jer 2,2 – 4
[47] V: Luc 24,47; Apgesch 1,8
[48] T: „bis fern“ ist wahrscheinlich eine nachträglich angebrachte Glosse, bei der unklar ist, ob sie räumlich oder zeitlich gemeint ist
[49] V: Joel 4,2
[50] V: I.Kön 5,3; Sach 3,10
[51] V: Jer 31,8
[52] V: Dt 30,4
[53] V: Jer 8,19
[54] Ü: oder „des ganzen Landes“
[55] V: Gen 35,19; Jos 19,15; Ri 17,7; I.Sam 16,1; Rut 1,19; Matth 2,5 –6, Luc 2,4; Joh 7,42
[56] V: Jes 7,14
[57] V: Jes 11,12
[58] V: Hes 14,23
[59] V: Jes 9,5; Eph 2,14
[60] E: mit dem bloßen Schwert
[61] V: Ps 110,3
[62] V: Sach 9,10
[63] V: Zu Vers 12 bis 13: Sach 13,2
[64] T: Wegen Vers 10 wird bezweifelt, dass „Städte“ im ursprünglichen Text gestanden hat. Es gibt verschiedene Konjekturen
[65] V: Hes 6,2
[66] V: Jer 2,5
[67] V: Ex 15,20
[68] V: Nu 22 -24
[69] V: Jos 2,3
[70] V: Jos 4,19
[71] V: Am 5,22; Ps 50, 8 -13
[72] V: Dt 10,12; I.Sam 15,22
[73] V: Die erste Hälfte der Zeile hat ihre Fortsetzung in der zweiten Zeile von Vers 9. Die zweite Hälfte der Zeile ist eine nachträgliche Glosse zu Vers 8.
[74] Ü: Die Übersetzung dieser Zeile ist nur einer der Versuche, sie zu übersetzen
[75] L: Hier ist Vers 12 einzusetzen
[76] T: Für vah (der Mann) wird konjiziert hva, von hvn (vergessen)
[77] V: Lev 19,35
[78] V: Ein Efa wiegt entweder knapp 40 oder knapp 23 kg
[79] V: Spr 20,10
[80] V: Dt 25,13
[81] T: Konjektur, die den griechischen Übersetzungen folgt
[82] T: Das unerklärte Wort xvy geben die meisten LXX-Handschriften mit σκοτισει (es wird finster werden) wieder
[83] T: Hier fehlt ein Objekt; man vermutet „Frauen und Kinder“
[84] V: Dt 28,38 – 40; Am 5,11
[85] V: I.Kön 16,29 – 33
[86] V: Jes 57,1
[87] V: Ps 12,2
[88] E: nämlich das Recht
[89] V: Zu Vers 5 bis 6: Jer 9,3 –4; 12,6; Ps 41,10
[90] V: Matth 10,35 – 36
[91] V: Ob 12
[92] V: Ps 27,1
[93] V: Jer 14,7
[94] V: Ps 79,10
[95] T: Die zweite Hälfte dieses Verses ist so, wie ihn der hebräische Text bietet nicht verständlich, je nicht übersetzbar, Deshalb beruht die Übersetzung auf einer Konjektur
[96] T: Der hebräische Text bietet yre (Städte), so auch LXX: πολεισ und Vulgata: civitates. Dennoch ist statt des r ein d zu lesen und entsprechend „bis“ zu übersetzen
[97] T: Der hebräische Text bietet rium., d.h. „Bollwerk“ , auch „Belagerung“, (so übersetzen LXX und Vulgata) scheint aber auch der Name einer Stadt zu sein. Hier aber steht es für myrum (Ägypten)
[98] T: Auch hier steht rium, was aber auch bedeuten kann „aus Zor“, also Tyros
[99] E: Euphrat
[100] V: 5,3
[101] V: Jer 50,19
[102] V: Gen 3,14; Ps 72,9
[103] V: Ps 103,3.8 -13
[104] V: Gen 28,13 -15
[105] V: Gen 22, 16 – 18; Luc 1,73