Mit dem lateinischen Wort „testamentum” hat der nordafrikanische Kirchenlehrer Tertullian (2.Jahrhundert n.Chr.) das griechische Wort διαθηκη (spr.: diathéke) übersetzt. Das wird im Deutschen allgemein mit „Bund” wiedergegeben, aber diese Wiedergabe ist nicht eindeutig-. Man kann es auch als „Verfügung” oder – wie das im Deutschen gebräuchliche Fremdwort – als „letztwillige Verfügung” verstehen. Gemeint ist mit dem Alten Testament, dem alten „Bund” , jener Bund, den Gott mit dem Volk Israel geschlossen hat (Ex.28,4), wobei das Volk auf die Gebote dieses Bundes verpflichtet wurde.(Ex 19,5). Die heilige Schrift Israels, die die Christen „Altes Testament” nennen, handelt von diesem Bund und seinen Geboten, dem Gesetz. Da es aber über sich selbst hinausweist, verstanden es die Christen von Anfang an als Verheißung auf die Erlösung durch Jesus Christus.
So übernahmen die frühen Christen diese heilige Schrift der Juden als ihre Bibel ehe es zu einer Sammlung verbindlicher christlicher Schriften, dem „Neuen Testament” kam. Für diese frühen Christen war das, was wir nun „Altes Testament” nennen, zunächst „die Schrift” überhaupt. Sie benutzten aber fast allgemein nicht die Fassung in hebräischer und aramäischer Sprache, sondern Übersetzungen ins Griechische. Dabei ist vor allem an jene Übersetzung zu denken, welche im dritten vorchristlichen Jahrhundert in Alexandria geschaffen worden war und die als „Septuaginta” (zu deutsch „siebzig”) bezeichnet wird, weil sie das Werk von siebzig, genauer von zweiundsiebzig jüdischen Gelehrten gewesen sein soll. Es gab aber noch andere griechische Übersetzungen, von denen wir heute die des Theodotion (Sigel Θ), die des Symmachus (Sigel Σ) und die des Aquila (Sigel A) kennen. Es muss aber noch mehr gegeben haben. Der Kirchenvater Hieronymus hat dann zu Anfang des fünften Jahrhunderts jene hebräisch- aramäische Bibel ins Lateinische übersetzt, und mit dem ebenfalls in Lateinische übersetzten Neuen Testament zusammen entstand so die lateinische Bibel des Mittelalters, die „Vulgata”. Erst Martin Luther und dann auch die anderen Reformatoren übersetzten das Alte Testament aus der hebräischen und der aramäischen Sprache ins Deutsche. Die Bezeichnung „Altes Testament” legt freilich den Verdacht nahe, es handele sich um etwas Überholtes, nicht mehr Gültiges. Um diesem falschen Verdacht entgegen zu treten, spricht man heute auch vom „Ersten Testament”.
Schon im Judentum teilte man das Alte Testament in drei Teile:
- Das Gesetz, hebräisch hrwt (spr.: tora). Dieser Teil umfasst die fünf Bücher Mose.
- Die Propheten, hebräisch myabn (spr.: nebiim). Dazu gehören außer den prophetischen Büchern ohne Daniel, die hinteren Propheten genannt, auch die Geschichtsbücher von Josua bis zum zweiten Königsbuch, aber nicht das Buch Rut, die vorderen Propheten genannt.
- Die Schriften, hebräisch mybwtk (spr.: ketubim), zu denen alle übrigen Bücher gehören, also auch Rut und Daniel.
Die Anfangsbuchstaben der Bezeichnungen für die drei Gruppen sind dann tnk. Da die hebräische Quadratschrift nur aus Konsonanten besteht, hat man zweimal ein a eingefügt, und so entsteht das Wort Tanak oder Tanach als Bezeichnung für das hebräisch-aramäische Alte Testament.