Die Zwei-Quellen-Theorie, die der Leipziger Philosoph Hermann Christian Weiße 1839 veröffentlicht hat, klärt das Verhältnis der drei Synoptiker zueinander in einer Weise, mit der sich am ehesten arbeiten läßt. Im angelsächsischen Raum werden heute noch von manchen andere Theorien verwendet, aber die sind nicht so befriedigend wie die Zwei -Quellentheorie. Sie besagt, daß Matthäus und Lukas das Markusevangelium benutzt haben, wobei jeder etwas anderes ausgelassen hat. Daneben gibt es eine Reihe von Stücken, die man bei Matthäus und Lukas findet, die aber Markus nicht oder allenfalls in völlig anderer Form bietet.

Daraus schloß Weiße auf eine andere, allerdings verlorene Quelle, die sich wenigstens teilweise aus den Stücken zusammensetzt, die Matthäus und Lukas haben, die aber bei Markus fehlen. Man nennt sie Logienquelle oder Spruchsammlung mit der Sigel Q. Es handelt sich um keine zusammenhängende Erzählung wie das Markusevangelium, sondern um eine lose Sammlung von Jesusworten. Allerdings muß sie auch erzählende Stoffe enthalten haben, wie jeder Bibelleser durch Vergleich feststellen kann. Dabei merkt man auch, daß jeder Evangelist den Stoff von Q anders verteilt hat.

Schließlich bietet jeder Evangelist noch manches, was kein der anderen hat: das Sondergut. Dazu gehören die unterschiedlichen Geburts- und Kindheitsgeschichten Jesu (Matth 2 und Luk 1-2). Ein Sondergut des Markus dürfte es streng genommen nach der Theorie nicht geben, aber das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat Mark 4,26-29) findet sich nur bei Markus. Diese und andere Beobachtungen, die über die Zwei-Quellentheorie hinausgehen, ohne sie umzustoßen, sind Gegenstand weiterer Untersuchungen bis heute. Beispielsweise nehmen manche Forscher an, daß die anderen beiden Synoptiker nicht unser heutiges Markusevangelium vor sich gehabt haben, sondern eine frühere Fassung oder jeder der beiden eine andere frühere Fassung.
Auch Q gibt seit den letzten Jahrzehnten Anlaß zu verschiedenen Untersuchungen: ob es sich um eine fest begrenzte Sammlung gehandelt hat, ob ihr eine bestimmte Theologie zugrunde liegt, wer die Träger diese Überlieferung gewesen sind usw..