Ausgangstext der Übersetzung ist: Bernhard Rehm, Johannes Irmscher, Franz Paschke, Die Pseudoklementinen I Homilien, zweite Auflage, Berlin 1969

1. Kapitel

(1)Petros an Jakobos, den Herrn und Bischof der heiligen Kirche, unter dem Vater aller durch Jesus Christos, allezeit in Frieden.

(2) Da ich weiß, dass du, mein Bruder, eifrig bemüht bist um das für uns alle Nützliche, wünsch und bitte ich, die Bücher mit meinen Predigten, welche ich dir geschickt habe, keinem von den Heiden, auch keinem Stammesgenossen zu geben, ehe er überprüft ist, aber wenn einer geprüft und für würdig gefunden wurde, ihm nach der Gewohnheit auszuhändigen, nach der Moyses den Siebzig seinen Lehrstuhl übertragen hat[01]. (3) Daher ist die Wirkung der Vorsicht bis heute erkennbar. Dieselbe Regel beachten nämlich die zum Volk der Herrschaft und des Gemeinwesens gehören, nach der sie keinesfalls von den vieldeutigen Schriften, durch die sie verführt werden können, anders denken. (4) Mit Hilfe der ihnen übergebenen Regel versuchen sie nämlich, das Widersprüchliche der Schriften in Einklang zu bringen, wenn einer etwa die festen Überlieferungen hinsichtlich der vielfältigen Stimmen der Gottessprecher nicht kennt. (5) Deshalb übertragen sie keinem das Lehren, wenn er nicht zuvor gelernt hat, wie man mit den Schriften umgehen muss. Deshalb ist bei ihnen ein Gott, ein Gesetz, eine Hoffnung.

2. Kapitel

(1)Damit wenigstens das Gleiche auch bei uns geschieht, gib siebzig unserer Brüder[02] meine Bücher mit den Predigten mit dem gleichen gewohnten Geheimnis, damit sie auch diejenigen, welche die Lehrtätigkeit aufnehmen wollen, für den Bedarf versorgen; (2) Damit, wenn es nicht so geschieht, unser Wort der Wahrheit in viele Meinungen zersplittert wird. Dies erkenne ich nicht als Gottessprecher, sondern als einer, der den Ursprung des Übels sieht. (3) Denn einige von den Heiden haben schon meine gesetzliche Verkündigung abgelehnt, weil sie eine gewisse gesetzlose Lehre und das Geschwätz eines feindlichen Menschen[03] vorgezogen haben. (4) Und dies als ich noch anwesend war, da haben einige mit gewissen bunten Deutungen meine Reden verdreht bis zur Auflösung des Gesetzes, als ob ich auch so dachte, es aber nicht offen predigte[04]. Was aber ferne sei[05]. (5) Denn dies ist ein Handeln gegen Gottes Gesetz, welches Moyses ausgesprochen und unser Herr hinsichtlich seines ewigen Bestehens bestätigt hat. Er hat nämlich gesagt:[06] „Der Himmel und die Erde werden vergehen, ein Jota und ein Häkchen vom Gesetz werden nicht vergehen.”[07] (6) Das hat er aber gesagt, „damit alles geschehe.” Die aber –ich weiß nicht wie –meinen Verstand erklären, haben Reden von mir gehört, und nachdem ich geredet hatte, haben sie zu deuten angefangen, wobei sie den von ihnen Unterwiesenen sagte, dies sei mein Denken, was ich nie erwogen habe. (7) Wenn sie aber während meiner Anwesenheit derartiges zu lügen wagen, um wie viel mehr werden die nach mir kommen, es wagen, es nach mir zu tun?

3. Kapitel

(1)Damit also nicht etwas derartiges geschieht, deshalb wünsch und bitte ich, dass die Bücher, die ich dir geschickt hatte, mit meinen Predigten, weder einem Stammesgenossen noch einem Fremdstämmigen ausgehändigt werden, ehe er geprüft wird, aber wenn einer geprüft und würdig gefunden wurde, dann ihm nach der Gewohnheit des Moses auszuhändigen, (2) nach welcher er den Siebzig ausgehändigt hat, nachdem er ihnen seinen Lehrstuhl überlassen hatte, damit sie so die Glaubensgüter bewahren und überall die Regel der Wahrheit überliefern, indem sie alles nach unserer Überlieferung deuten und nicht selbst von Dummen herabgezogen werden, von denen, die auf die Seele zielend in den Irrtum führen, andere aber in die gleich Grube[08] des Verderbens bringen. (3) Was mir gut erscheint, habe ich die gezeigt, was dir, mein Herr, die aber geeignet erscheint, das vollende! Lebe wohl.

[01] V: Nu 11,25
[02] V: Luc 10,1
[03] V: Matth 13,28
[04] V: Gal 2,11 – 14
[05] V: Gal 2,17
[06] V: Matth 24,35;
[07] V: Matth 5,18
[08] V: Matth 15,14