Heute sind die Ruinen der Antike (hier in Rom) Attraktion für Touristen (Foto Genthe)

Spätantike ist eine moderne Bezeichnung für das Zeitalter des Mittelmeerraums im Übergang von der Antike zum Frühmittelalter. Der Begriff Spätantike hat sich seit Max Weber in der Forschung durchgesetzt, der Kulturhistoriker Jacob Burckhardt hatte aber bereits 1853 die Wendung „spätantike Zeit“ gebraucht, die am Ende des 19. Jahrhunderts vom österreichischen Kunsthistoriker Alois Riegl übernommen wurde.[1]

Wenngleich die genaue zeitliche Abgrenzung der Spätantike in der Forschung umstritten ist, gilt als Beginn dieser Übergangsepoche meist der Regierungsantritt des römischen Kaisers Diokletian 284 n. Chr. Das Ende ist Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Als grober Rahmen kann gelten, dass die Spätantike im Westen des römischen Reiches mindestens bis zur Absetzung des letzten Kaisers in Italien im Jahre 476 dauert, eher aber bis zum Einfall der Langobarden in Italien 568. Im Osten des Reiches reicht die Epoche entweder bis zum Tod des oströmischen Kaisers Justinian 565 n. Chr. oder bis zur arabischen Expansion im 7. Jahrhundert.

Die Bezeichnung der Epoche als Spätantike hat dabei den Vorteil, auf den gesamten Mittelmeerraum anwendbar zu sein, während der ebenfalls gebräuchliche Terminus frühbyzantinisch nur den Osten treffend charakterisiert. Im Verlauf der Spätantike durchlief das Oströmische Reich einen Transformationsprozess und musste zuletzt große territoriale Verluste hinnehmen, während die zweite spätantike Großmacht, das neupersische Sassanidenreich, 651 sogar ganz unterging.[2] Das Weströmische Reich zerfiel bereits ab dem 5. Jahrhundert in eine Reihe faktisch unabhängiger Territorien, die die kaiserliche Oberhoheit aber noch längere Zeit anerkannten.

Die Spätantike bildet den letzten Abschnitt des Altertums, der zwar nicht mehr der „klassischen“ Antike angehört, aber auch noch nicht dem Mittelalter zugerechnet werden kann. Sie ist durch ein Nebeneinander von antiken Traditionen und christlich-germanischer Überformung gekennzeichnet. Statt wie früher von einem Niedergang spricht man dabei heute für die Jahre von etwa 300 bis 600 meist neutraler von einer Transformation des antiken Erbes. Ein herausragendes Ereignis dieser Epoche stellt der Siegeszug des Christentums dar und damit verbunden das langsame Verschwinden vorchristlicher Kulte und Traditionen. Auch in der Kunst und der Literatur entsteht durch die Ablösung bzw. Überformung klassischer griechisch-römischer durch christlich geprägte Formen und Themen ein eigener, charakteristischer Stil, der auch orientalische Einflüsse aufweist.

Die Spätantike steht außerdem unter den Zeichen der Reformierung von Heer und Verwaltung durch Diokletian und Konstantin, der Zementierung der sakralen Stellung des Kaisers, vollendet unter Justinian, der Völkerwanderung und in deren Folge schließlich der Transformation des westlichen Teils des römischen Reiches in jene germanisch-romanische Welt, die das europäische Mittelalter prägen sollte.

Quelle: Wikipedia